Wann & Wo (Gratis-Zeitung in Vorarlberg 2 x wöchentlich)

Am Mittwoch  03.02.2016  habe ich einen Anruf von der Gratis-Zeitung "Wann & Wo" erhalten und am selben Nachmittag 12 Fragen per Email. Nach meinem Feierabend als Kellner habe ich diese von 23.30 Uhr bis knapp 2.00 nachts beantwortet und am  07.02.2016  ist ein Teil davon geändert und stark gekürzt in der Sonntagsausgabe erschienen. Hier unten sehen Sie

1. Die Fragen von Wann & Wo und meine Antworten

2. Was gedruckt wurde

3. Auszüge von der Titelseite und von Seite 17

4. Die gesamte Emailkonversation dazu

 

 

Wo fängt Pornografie an?

 

Die Grenze ist fließend. Wenn Kinder in einem Buch Zeichnungen von nackten Menschen sehen und dabei mit offenem Mund und riesengroßen Augen auf die dort skizzierten Geschlechtsorgane zeigen, dann ist das für diese Kinder zu viel. Das nützt dann nichts, wenn g´scheite Erwachsene zu diesen Kindern sagen: „Ach, da ist doch nichts dabei, Erwachsene sehen eben genau so aus!“ Auch wenn es keine echten Fotos sind, so kann doch moderne und gut gemeinte Aufklärung Grenzen überschreiten.

 

  

In welchem Alter werden Jugendliche/Schüler erstmals mit dem Thema Pornografie konfrontiert?

  

Die Jüngsten, mit denen ich sexualpädagogisch gearbeitet habe, waren in der 4. Schulstufe und somit zirka 10 Jahre alt. Nicht nur das Vokabular hat auf die Konfrontation mit Pornografie hin gedeutet. Die Buben haben von konkreten Situationen erzählt – bis zu meinem Abwinken. Therapeutisch für das einzelne Kind wertvoll, für die Klassengemeinschaft zuuuu viel!! Wichtig: Es betrifft nicht alle Kinder!

 

  

Warum schauen Jugendliche Pornofilme an?

 

Warum gibt es Kalender mit Hochglanzfotos von nackten Menschen, die in Skischuhen stecken? Das ist genauso unnatürlich, wie anderen Menschen bei intimster Zweisamkeit zuzusehen. Und daher reizvoll, für jede Altersgruppe. Ihre Fragen sind gut – Ihre Zeitung ist aber zu klein, um korrekt ausführlich zu antworten.

 

 

Welche Vor- oder Nachteile hat der Konsum von Pornografie?

  

Vorteil: Mann sieht super Sachen, die er in Gedanken für das nächste Zusammentreffen mit seiner Partnerin mitnimmt. Der Nachteil ist, dass diese ganz anders drauf ist, als die, die er am Bildschirm gesehen hat.

 

 

Wie groß ist der Sucht-Faktor? Stimmt es, dass Pornokonsum zu immer mehr und vor allem zu immer extremerer Pornografie führt?

Als Pädagoge kann ich diese Fragen nicht beantworten. Wir wissen, dass Sucht mit suchen zu tun hat und etwas Krankhaftes ist. Da bin ich nicht ausgebildet.

 

 

Auf den Smartphones von Schülern kursieren Hardcore-Clips und im Netz lassen sich sexuelle Darstellungen mit einem schnellen Mausklick abrufen. Was hat das mit sexueller Aufklärung zu tun und was sind die Folgen?

  

Aufklärung? Hardcore-Clips sind das Gegenteil von Aufklärung. Auch wenn vielleicht weibliche Geschlechtsorgane verherrlicht werden – da wäre mir lieber, wir finden irgendwann einmal für Vulva und Vagina Bezeichnungen, die uns allen und zumindest den Frauen selbst gefallen, statt diese im Großformat am Bildschirm zu zeigen. Über die Folgen sagt mir meine Intuition – ohne Studienergebnisse zu kennen –, dass die auf lange Sicht so negativ sind, dass dieser in der Frage genannte schnelle Mausklick unmöglich gemacht werden sollte. Das wäre im world wide web technisch möglich. Soviel ich weiß, ist das aber bei Gesetzemachern in Europa bisher kein Thema.

 

 

Welche möglichen Auswirkungen kann der Pornokonsum auf Jugendliche/Schüler haben?

Absolut falsche Vorstellung von Sexualität.

 

  

Denken Sie, dass die Bilder, die die Sexindustrie produziert, das Denken, Fühlen und Handeln der jungen Generation beeinflusst?

 

Klares Ja.

 

Denken Sie, dass die allgegenwärtige Pornografie das (spätere) Liebesleben beeinflussen kann? Oder existiert die erotische Fantasiewelt unabhängig von der real gelebten körperlichen Liebe?

 

Antwort auf die erste Frage: Ja, sie tut es.

 

In der zweiten Frage stecken sehr schöne Worte: Erotik, Fantasie, Liebe. Sehr oberflächliche Menschen können diese drei vielleicht unabhängig voneinander sehen und leben.

 

 

Können extreme Sexualpraktiken bzw. exzessiver Pornokonsum die Sexualität von Jugendlichen verändern?

 

Klares Ja.

  

 

Auch wenn es mittlerweile ästhetische "schöne" Pornos gibt - die Mehrzahl der Sexfilme im Internet bedient die Bedürfnisse von Männern. Frauen werden meist als willige Objekte dargestellt. Welche Rollenbilder entstehen dadurch? Was macht das mit den Wertevorstellungen und dem Frauenbild von Jugendlichen/Schülern?

 

Frauen UND Männer ständig willig, potent, bereit. Je weiter weg von der Realität, umso reizvoller, zuzuschauen. Die Wirkung hängt ab von meinem realen Leben und von der Häufigkeit des Konsums. Liebe Eltern: Was ihr euren Kindern vorlebt, wirkt mehr, wie jeder Film! Allerdings wenn wenig Eltern und viel Film – dann wirkt der Film.

 

  

Pornografie gilt als allgemein akzeptiert, spießig ist, wer anders denkt. Wie sollte man dieses Thema als moderne Frau/als moderner Mann betrachten?

 

Pornografiekonsum ist eine sehr persönliche Sache. Ich finde das gut, wenn nicht mit jedem darüber gesprochen wird. Modern heißt, auch über intime Dinge zu reden, nicht aber Persönliches hinauszuplappern. Manche machen es, wie früher mit dem Musikantenstadl. Sie sagen, sie hätten den niemals angesehen, weil der immer so furchtbar schlecht gewesen sei, der Moik und die Musikauswahl.

 

 

Danke für euer Interesse an meinem Berufsfeld!

 

  

Diplom-Sexualpädagoge Peter Maldoner, 03.02.2016

 

 

 

Auszüge:

 

Die ganze Email-Konversation:

 

Von: Peter Maldoner [mailto:peter.maldoner@a1.net]
Gesendet: Donnerstag, 04. Februar 2016 01:55
An: ... <...@wannundwo.at>
Betreff: WG: Fragen

Anhang Word-Datei 

 

 

 

 

 

 

Von: Peter Maldoner [mailto:peter.maldoner@a1.net]
Gesendet: Donnerstag, 04. Februar 2016 01:53
An: ... <...
@wannundwo.at>
Betreff: AW: Fragen

 

 

 

Liebe ...!

 

 

 

Auch ohne Verzögerung wäre es zu einer nächtlichen Aktion gekommen, damit Sie zur versprochenen Uhrzeit meine Antworten haben. Das passt gut so.

 

 

 

Im Anhang schicke ich nun die Antworten auf Ihre Fragen. Falls Sie kürzen oder ergänzen möchten oder Verständnisfragen habegn, kontaktieren Sie mich bitte zwischen 9.00 und 15.30 Uhr. Bis 9e bin i am schaffa und ab 16.00 auch.

 

 

 

Name: Peter Maldoner

 

Alter: 49

 

Beruf: Sexualpädagoge, Kellner und Mitarbeiter bei der Post

 

Porträtbild: ein paar zur Auswahl im Anhang – ich hoffe, es ist etwas Passendes dabei

 

 

 

Lieber Gruß

 

 

 

Peter Maldoner

 

Diplom-Sexualpädagoge

 

www.maldoner.jimdo.com

 

 

 

 

 

 

 

Von: ... [mailto:...@wannundwo.at]
Gesendet: Mittwoch, 03. Februar 2016 15:34
An:
peter.maldoner@a1.net
Betreff: Fragen

 

 

 

Lieber Herr Maldoner!

 

 

 

Entschuldigen Sie die Verzögerung – ich war leider terminlich verhindert.

 

Anbei sende ich Ihnen wie besprochen die Fragen zum Thema „Schüler und die sexuelle Aufklärung via Smartphone/pornografisierten Medien“.

 

Zusätzlich benötige ich noch Infos wie Name, Alter und Beruf von Ihnen sowie ein Porträtbild.

 

 

 

Bei Fragen können Sie mich jederzeit kontaktieren.

 

Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung!

 

 

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

 

 

...

 

Redakteurin, WANN & WO

 

Russmedia Verlag GmbH

 

A-6858 Schwarzach, Gutenbergstr. 1

 

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F +43 ...

 

M +43 ...

 

 

 

...@wannundwo.at

 

www.russmedia.com, www.wannundwo.at